Sigi, der Straßenfeger

BR Deutschland 1984 Spielfilm

Sigi, der Straßenfeger


Günther Bastian, film-dienst, Nr. 22, 30.10.1984

Ein abruptes Ende hat das selbstgenügsame Leben eines städtischen Straßenfegers, als er während seiner morgendlichen Reinigungsarbeit eine Kiste findet. Sie enthält unter einer Schicht Zigarren 300 000 DM sowie ein Foto, das des Straßenkehrers Vorgesetzten in kompromittierendem Geschmuse mit einer attraktiven Unternehmerin zeigt, die sich mit allen Mitteln um den Zuschlag städtischer Großaufträge bemüht. Zusammen mit seinem Freund, einem sizilianischen Trödelhändler, gerät der Straßenkehrer in eine nicht endenwollende Reihe von Verfolgungen, Mißverständnissen und Erpressungsversuchen, als der städtische Reinigungschef und die Unternehmerin alles in Bewegung setzen, um des Geldes und des Fotos wieder habhaft zu werden, wobei die Dame sich während der Hasch-mich-Aktionen in den kleinen Saubermann verliebt. Gesteigert wird der Situationswirrwarr noch durch detektivisch sich einmischenden Sensationsjournalismus.

Wolf Gremm hat merklich satirische Absichten. Aber die augenzwinkernde Auflistung von moralischem Wankelmut und Charaktergefährdungen durch "großes Geld", die zeigefingerhafte Aufdeckung von Interessenverfilzungen auf kommunaler Behördenebene, die Entlarvung kleinbürgerlicher Träume von "schönem Leben" und die Bespöttelungen parasitärer Verhaltensweisen gelingen nur halb. Gremm findet für seine kritischen Heiterkeitsbemühungen nicht die rechte Form. Eine stilistische Unsicherheit, wie sie schon "Fabian" (fd 22 445) und "Kamikaze 1989" (fd 23 541) barg, wird auch durch ein paar gelungene Einzelheiten nicht gemildert. Eine herkömmliche Erzählweise ohne dramaturgische Finessen behaftet Gremm mit Elementen des klassischen Groteskfilms wie mit den geistlosen Bausteinen des provinziellen deutschen Kinolustspiels der 50er und frühen 60er Jahre; wobei im letzteren Fall nicht klar wird, ob Gremm damit Parodie beabsichtigt oder Wirkungen sucht. Insgesamt verbleibt es bei einem mit Dialogschnodderigkeit ausgestattetem Klamauk, der aller ausgeklügelten Hektik zum Trotz mehr anödet als unterhält.

Rechtsstatus