Wer reißt denn gleich vor'm Teufel aus?

DDR 1977 Spielfilm

Inhalt

Märchenfilm nach den Brüdern Grimm: Jakob ist ein armer Bauernbursche und ein Pechvogel. Wegen seiner Ängstlichkeit, die ihn schon vor Mäusen Reißaus nehmen lässt, zieht er immer wieder den Spott der Leute auf sich. Auch der König ist ihm nicht wohlgesonnen. Als Jakob eines Tages von ihm zum Teufel geschickt wird, um diesem drei goldene Haare zu rauben, soll das sein Todesurteil sein.

Doch der naive Jakob macht sich arglos auf den Weg. Unterwegs sieht er das Elend der Untertanen des Königs und verspricht ihnen, er werde sich beim Teufel erkundigen, was sie gegen ihre Not unternehmen könnten. In der Hölle angelangt, schafft er es tatsächlich, die goldenen Haare zu erringen – denn er verkleidet sich als die abwesende Teufelin und überlistet so den Teufel. Mit den drei Haaren kehrt er triumphierend aufs Schloss zurück. Nun darf er auch die schöne Prinzessin heiraten.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Jakob, ein naiver, hasenfüßiger Bauernjunge, hat es als Hänfling unter den Gesellen des Schmieds Jonas nicht leicht, ist er doch weder der Hellste noch der Stärkste. Aber auch nicht der Dümmste: Als der königliche Steuereintreiber vom Meister und seinen Gesellen verlangt, Räubersteuern zu zahlen, fragt Jakob, ob es denn überhaupt Räuber gebe, er habe noch keine gesehen. Wenn es aber keine Räuber gebe, folgert Jonas, und dennoch Steuern erhoben würden, dann solle es gefälligst auch Räuber geben. König Heinrich, der auf seinem Traum von Jagdschimmel in die kleine Stadt kommt, wird von den Einwohnern, die ja seine Untertanen sind, als blaublütiger Ausbeuter angefeindet und regelrecht vertrieben. Aber auch Jakob muss die Stadt verlassen und nächtigt im Wald. Als sich ein kleines Mäuschen an seinen wenigen Habseligkeiten zu schaffen macht, nimmt er ängstlich reißaus – und landet in seiner Panik im Jagdlager des Königs.

„Wir sind ein heiteres Regiment“: König Heinrich ertränkt seine Niederlage im Alkohol. Als Herrscher über nicht gerade mutige Ritter in schweren Kettenhemden ist er seines Lebens nicht mehr sicher, als der tolpatschige Jakob mit seiner Fackel ausgerechnet ein Pulverfässchen zur Explosion bringt. Weshalb ihn der König, der auf diesen Schreck „schnell noch ein Körnchen“ nimmt, auf sein Schloss schickt zusammen mit einem Brief an seinen Hofmarschall. Welcher den Jungen als gefährlichen Räuber aufknüpfen soll. In einer Mühle gerät Jakob tatsächlich unter die Räuber, die den königlichen Steuereintreiber gefangen genommen haben. Ihr Hauptmann lässt den Brief des Königs zugunsten Jakobs umschreiben, steckt diesen in die vornehmen Klamotten seines Gefangenen und begleitet den Burschen, der gar nicht recht weiß, wie ihm geschieht, in einer Sänfte bis vor das Schlosstor. Wo auch der Hofmarschall aus dem Staunen gar nicht herauskommt: In dem Schreiben des Königs steht, dass Jakob von vornehmer Herkunft ist und unverzüglich die Prinzessin Rosalinde heiraten und damit aus ihrem unterirdischen Verließ befreien soll.

Der bisher so ängstliche Junge, der vor Mäusen und Ratten die Flucht ergreift, hat keine Angst vor Räubern – und auch keine vor der schönen Prinzessin. Die, reine Schutzmaßnahme des besorgten Vaters, in einem mehrfach gesicherten Verließ tief unter der Erde leben muss. Sodass der feierlichen Zeremonie mit dem Hofkaplan nichts entgegensteht. Die Trauung ist soeben vollzogen, als der darob entsetzte König mit seinem Gefolge die Kapelle stürmt. Doch noch sieht er seine Felle nicht davonschwimmen: Jakob kann erst dann an der Seite Rosalindes den Thron besteigen, wenn er in die Hölle hinabsteigt und ihm die drei goldenen Haare des Teufels bringt. Das ist ihm dann doch zu viel und der Hasenfuß will sich heimlich davonstehlen, als er die Prinzessin weinen hört: Ihr Vater hat Rosalinde erneut eingeschlossen und will das Tor erst dann wieder öffnen, wenn Jakob erfolgreich zurückkehrt.

„Wer reißt denn gleich vor'm Teufel aus?“ beruhigt Jakob seine ihm frisch Angetraute, die ihm als Liebespfand und Talisman eine Locke ihres Haares durch das Schlüsselloch reicht. „Um mich hat noch kein Mädchen geweint“: Jakob verspricht, wiederzukommen. Ein kleiner Hund ist sein Begleiter, als er durch die weitgehend zerstörte und menschenleere Stadt kommt. Aus dem Schmied Jonas ist ein Sargtischler geworden und auch die Räuberhöhle, die Mühle, ist verwaist: Der König habe sich bitter gerächt für die ihm angetane Schmach. Aber auch der Teufel muss seine Hand im Spiel haben: Warum führt der Bach kein Wasser mehr, sodass die Mühle stillsteht, kein Mehl mehr gemahlen und kein Brot mehr gebacken werden kann? Als Jakob den Styx erreicht, steht ein Drachenboot für die Überfahrt bereit. Bei den Ruderern handelt es sich um die Räuber, die wie ihr Hauptmann mit Ketten an den Bootsrumpf angeschlossen sind. Wo der Schlüssel ist? Nur der Teufel weiß es – und Jakob verspricht, auch dieses Rätsel zu lösen.

Nach der Überfahrt landet er in einer Höhle mit geysirhaften heißen Quellen, zündelnden Fackeln und gruseligen Masken. Er ist in die Hexenküche geraten, aber das offenbar arg zänkische Weib des so verspielten wie verlausten Teufels ist gerade bei der Großmutter zu Besuch. So hat Jakob, der sich mit den Kleidern der abwesenden Teufelin tarnt, leichtes Spiel, mit Fliegenpilzen und Salzsäure eine Suppe aufzusetzen, die dem Teufel „höllisch gut“ schmeckt und ihn vorübergehend so außer Gefecht setzt, dass er seine drei goldenen Haare verliert. „Mäuse eilt herbei, haltet mir die Hölle frei“: Der Ruf kommt zu spät, Jakob kann die Ruderer erlösen und die Quelle wieder sprudeln lassen. Als Dank erhält er vom Müller einen Esel, den er in höchster Not reiten kann, und vom Schmied eine Schalmei, die bei Bedarf geradezu höllische Musik macht. Glücklich kehrt der sichtlich gereifte Bauernjunge aufs Schloss zurück, wo er sehr unfreundlich empfangen wird, sodass er auf die Hilfe des Esels und der Schalmei zurückgreifen muss. Doch auch der letzte Trick des Königs, der scheinbar seine Tochter zu Grabe trägt, zieht nicht, sodass am Ende König Heinrich sein Reich an Jakob und Rosalinde übergibt – und der arme Teufel seine drei goldenen Haare zurückerhält, um daheim seine Gattin zu befrieden...

Mit „Wer reißt denn gleich vor'm Teufel aus?“ ist Egon Schlegel, unterstützt von seinem Kameramann Wolfgang Braumann, eine actionreiche, witzige und recht freie Leinwand-Adaption des Märchens „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ der Brüder Grimm gelungen. Besonders die erwachsenen Zuschauer erfreuen sich an den ironischen Untertönen, die bisweilen erstaunlich offen zutage treten. Etwa bei der grassierenden Alkoholsucht des Herrschers oder dem Gebrauch der Schalmei, eines klassischen Instrumentes der Arbeiterkulturbewegung, das Erich Honecker einst Udo Lindenberg verehrte, als Stalinorgel.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Szenarium

Dramaturgie

Bauten

Kostüme

Mischung

Musik

Produktionsleitung

Länge:
2507 m, 92 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 02.12.1977, Berlin, Colosseum;
Kinostart (DE): 20.10.2011, WA

Titel

  • Originaltitel (DD) Wer reißt denn gleich vor'm Teufel aus?

Fassungen

Original

Länge:
2507 m, 92 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 02.12.1977, Berlin, Colosseum;
Kinostart (DE): 20.10.2011, WA