Darsteller
Hamburg München

Biografie

Helmut Griem, geboren am 6. April 1932 in Hamburg, wirkte zwar bereits als Schüler in Laienspielgruppen mit, wollte aber nach dem Abitur zunächst Journalist werden und nahm zu diesem Zweck 1953 ein Studium der Germanistik und Philosophie auf. Um Geld zu verdienen schrieb er Kurzgeschichten für Zeitungen und Hörspiele fürs Radio. Daneben betätigte er sich als Schauspieler, so etwa in der Laiengruppe Theater Frei Haus. Durch ein Engagement bei der Kabarettgruppe "Hamburger Buchfinken" wurde Christian Mettin, Dramaturg des Stadttheaters Lübeck, auf ihn aufmerksam. Er erkannte Griems Talent und vermittelte ihm 1956 die Titelrolle in Richard Nashs Stück "Der Regenmacher". Die Inszenierung kam bei Kritik und Publikum gleichermaßen gut an und trug Griem, der nie Schauspielunterricht hatte, eine Reihe weiterer Engagements ein. Der renommierte Theaterregisseur Oscar Fritz Schuh holte ihn 1957 an die Städtischen Bühnen Köln, wo er seinen endgültigen Durchbruch als Bühnenschauspieler feierte.

Zur gleichen Zeit begann auch Griems Kino- und Fernsehkarriere. Sein Kameradebüt gab er mit einer Hauptrolle in der Familiengeschichte "Die Brüder" (1958, TV) nach Guy de Maupassants Roman "Pierre und Jean". Seinen ersten Kinoauftritt hatte er zwei Jahre später in Frank Wysbars Klassiker "Fabrik der Offiziere" (1960): Darin spielte er die Hauptrolle eines idealistischen Oberleutnants während des Zweiten Weltkriegs, der vergeblich versucht, einen Nazi-Fähnrich des Mordes zu überführen. Im Jahr darauf wirkte Griem in gleich drei Kinofilmen mit: In Franz Peter Wirths "Bis zum Ende aller Tage" (1961) verkörperte er einen Seemann, dessen chinesische Lebensgefährtin in seinem kleinen Heimatort zunehmend Anfeindungen ausgesetzt ist; mit Frank Wysbar drehte er das Melodram "Barbara" (1961), über einen neuen Arzt auf einer dänischen Insel, der sich in die Frau seines verstorbenen Vorgängers verliebt. In Helmut Käutners Wirtschaftswunder-Satire "Der Traum vom Lieschen Müller" (1961) gab er einen dänischen Imbissbuden-Besitzer, der unsterblich in die aufstrebende Titelheldin verliebt ist. Alle drei Filme wurden von der zeitgenössischen Kritik eher mäßig besprochen, wobei zumindest Käutners Film inzwischen als Klassiker gilt. Nach einer Nebenrolle in der französischen Gaunerkomödie "À cause, à cause d'une femme" ("Alles wegen dieser Frauen", FR 1963), als unschuldig eines Mordes Verdächtigter, zog Griem sich für einige Jahre vom Kino zurück.

Stattdessen spielte er mit großem Erfolg Theater, unter anderem in Hamburg, Wien und Berlin. Zudem wirkte er in Fernsehproduktionen mit, so etwa als Leutnant in der Dostojewski-Verfilmung "Die Sanfte" (1964, TV) oder als Verehrer der Titelfigur in "Christinas Heimreise" (1965, TV) nach Hugo von Hofmannsthal; mit Franz Peter Wirth als Regisseur spielte er die Titelrolle in Schillers "Don Carlos " (1963, TV) und den Hämon in Jean Anouilhs "Antigone" (1965, TV). Ein großer Fernseherfolg gelang ihm mit der Titelrolle in Helmut Käutners Maupassant-Verfilmung "Bel Ami" (1968).

1969 wirkte Helmut Griem wieder in einer Kinoproduktion mit: In Luchino Viscontis Klassiker "Die Verdammten" (IT/DE) spielte er die Schlüsselfigur des SS-Obersturmbannführers Aschenbach, den er als charmant-kultivierten Verführer anlegte, als eine Art Mephistopheles, der Gier und Hass schürt und dadurch eine ganze Familie beinahe auslöscht. Diese eindrucksvolle Darbietung machte Griem auch international bekannt. In dem britisch-irischen Kriegsfilm "The McKenzie Break" ("Ausbruch der 28", 1970) spielte er einen Nazi-Leutnant, der die Flucht aus einem britischen Gefangenenlager plant. Volker Schlöndorff besetzte ihn in dem bitteren Gesellschaftsporträt "Die Moral der Ruth Halbfass" (1972, TV) als Zeichenlehrer, der eine Affäre mit einer großbürgerlichen Ehefrau beginnt. An der Seite von Liza Minnelli und Michael York verkörperte er in Bob Fosses Musical-Klassiker "Cabaret" (US/DE 1972) den bisexuellen Maximilian von Heune, der das Paar Sally und Brian mit aristokratischer Noblesse zur Untreue verleitet. Unter Viscontis Regie spielte er in der Filmbiografie "Ludwig II." (IT/FR/DE 1972) den Graf Dürckheim, einen treuen Freund des titelgebenden Königs.

Eine seiner bedeutendsten Filmrollen spielte Griem in der preisgekrönten Böll-Adaption "Ansichten eines Clowns" (1975) als Clown und Pantomime im Wirtschaftswunder-Deutschland, der an der geschichtsvergessenen Selbstzufriedenheit seiner Mitmenschen zu zerbrechen droht. Zu seinen internationalen Produktionen gehört das britische Kriegsdrama "Voyage of the Damned" ("Reise der Verdammten", 1976), in dem er an der Seite von Faye Dunaway, Oskar Werner, Maria Schell, Orson Welles und zahlreichen anderen Stars als Nazi zu sehen war. Für seine Hauptrolle in der Patricia-Highsmith-Verfilmung "Die gläserne Zelle" (1978, Regie: Hans W. Geißendörfer), als aus der Haft entlassener Architekt, der den Machenschaften eines skrupellosen Bauunternehmers zum Opfer fällt, wurde Griem für den Deutschen Filmpreis nominiert. Erneut als Nazi-Soldaten (und Gegenspieler des Titelhelden) sah man ihn in dem Kriegsfilm "Steiner - Das Eiserne Kreuz. 2. Teil" (DE/GB 1979).

In erster Linie wirkte Griem jedoch in künstlerisch und politisch ambitionierten Filmen mit. Er spielte die Hauptrolle eines kämpferischen Arztes in Peter Fleischmanns "Die Hamburger Krankheit" (1979), einer Mischung aus Science-Fiction, Katastrophenfilm und bitterbösem Blick auf deutsche Realitäten; in Bernhard Sinkels politischem Drama "Kaltgestellt" (1980) war er ein Lehrer, der vor dem Hintergrund von RAF-Bedrohung und Radikalenerlass in die Mühlen des Verfassungsschutzes gerät.

1980 übernahm er eine Hauptrolle in Jeanine Meerapfels Erstlingswerk "Malou", über ein Paar, das trotz aller Schwierigkeiten einen gemeinsamen Weg sucht. Anschließend gehörter er als Vater zum Ensemble von "Stachel im Fleisch" (1981), über eine Familie, deren tiefe Konflikte während eines Italienurlaubs aufbrechen. Claude Chabrol besetzte ihn in seiner TV-Adaption von Goethes "Wahlverwandtschaften" (FR/DE 1982) in der Hauptrolle des Ehemanns Eduard Otto; in "Die Spaziergängerin von Sans Souci" (FR/DE 1982) hatte er eine zentrale Rolle als von den Nazis deportierter Vater der Hauptfigur (Romy Schneider).

Parallel zu seinen Kinoerfolgen blieb Griem stets seiner umfangreichen Theaterarbeit treu. Im Lauf seiner Karriere stand er unter anderem am Wiener Akademietheater, bei den Salzburger Festspielen und am Wiener Burgtheater auf der Bühne. Von 1970 bis 1972 gehörte er dem Ensemble des Hamburger Schauspielhauses unter Intendant Hans Lietzau an. Anschließend folgte er Lietzau an die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin. 1976 wechselte Griem an die Münchner Kammerspiele, wo er bis zum Ende seiner Karriere in einer Reihe viel gerühmter Inszenierungen zu sehen war, meist unter der Regie von Intendant Dieter Dorn. 1987/88 gelang dem Duo mit einer eigenwilligen "Faust"-Inszenierung der Brückenschlag zwischen Bühne und Leinwand, denn die Produktion kam nach dem Theatererfolg auch als Aufzeichnung in die Kinos.

In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre begann Griem sich an den Münchner Kammerspielen auch als Regisseur zu betätigen, meist mit großem Erfolg. Zugleich wurden seine Kinoauftritte seltener. Nach einer Hauptrolle in Peter Schamonis "Caspar David Friedrich - Grenzen der Zeit" (1986), als des Malers Leibarzt Carl Gustav Carus, sah man ihn in weniger bedeutenden Filmen wie dem Kriegsdrama "The Second Victory" ("Der zweite Sieg", GB 1987), der Musikergeschichte "Hard Days, Hard Nights" (1990) oder der Ehekomödie "Verlassen Sie bitte Ihren Mann" (AT 1993). Sein letzter Kinofilm war das Historiendrama "Brennendes Herz" (1996, Regie: Peter Patzak), über den Lebensweg eines idealistischen Mannes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Stattdessen sah man Griem ab den 1990er Jahren neben seinem Theaterschaffen häufiger im Fernsehen, einem Medium, dem er sich seit "Bel Ami" von 1968 nur sporadisch zugewandt hatte. Hier spielte er nun häufiger in populären Stoffen wie "Zwei Supertypen in Miami - Die Formel des Todes" (1992) mit Bud Spencer, "Anwalt Abel" (1997) oder "Das Traumschiff" (2000). Zu seinen wichtigsten Fernsehproduktionen gehört "Eine verlorene Liebe" (1991), die Geschichte eines Gärtners, der an den Veränderungen, die das Auftauchen einer 16-jährigen Tochter verursacht, fast zugrunde geht. Sehr positiv aufgenommen wurde auch "Endloser Abschied" (1994), ein Drama über einen Ehemann, dessen Frau (Hilde Ziegler) an Alzheimer erkrankt. In dem Thriller "Die verlorene Tochter" (1997) spielte er einen charismatischen und mörderischen Sektenführer. Kritikerlob erhielt Griem auch für Bernd Böhlichs Melodram "Liebe auf Bewährung" (2004), in dem er sich als künstlerisch begabter Häftling in die Leiterin der Gefängnisbibliothek (Thekla Carola Wied) verliebt. Es war sein letzter Auftritt vor der Kamera. Am 19. November 2004 starb Helmut Griem in München.

FILMOGRAFIE

1999/2000
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1999/2000
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1994-1996
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1995
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1994
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1989/1990
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1987/1988
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1981/1982
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1981
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1980/1981
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1980/1981
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1980
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1978/1979
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1977/1978
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1978
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1977/1978
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1976
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1976
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1972
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