Darsteller, Regie, Drehbuch, Kamera, Produzent, Produktionsleitung
Stettin (heute Szczecin, Polen)

Biografie

Volker Koepp, geboren am 22. Juni 1944 in Stettin, absolvierte nach dem Abitur 1962 zunächst eine Lehre als Maschinenschlosser mit Facharbeiter-Abschluß. Im Anschluss studierte er von 1963 bis 1965 an der Technischen Universität Dresden im Fachbereich "Strömungslehre". Ein Jahr später begann er ein Studium an der Deutschen Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg (heute: Hochschule für Film "Konrad Wolf"), das er 1969 mit dem bereits 1967 realisierten Dokumentarfilm "Sommergäste bei Majakowski" und dem Dokumentarfilm "Wir haben schon eine ganze Stadt gebaut", über eine Bauarbeiterbrigade auf einer Großbaustelle, erfolgreich abschloss.

Nachdem er 1970 unter der Leitung von Karl Gass eine Episode der Kollektivproduktion "Der Oktober kam..." gestaltet hatte, wendete Koepp sich ganz dem Dokumentarfilm zu. Noch im gleichen Jahr erhielt er eine Festanstellung als Regisseur im DEFA-Studio für Dokumentarfilme, wo er in der Gruppe "dokument" in Berlin (Ost) arbeitete. Während dieser Zeit entwickelte Koepp sein Talent, mit genauem Blick hinter die "Kulissen" zu schauen und das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, die in seinen Filmen porträtiert werden – ohne dieses Vertrauen je zu missbrauchen.

Gemeinsam mit den Autoren Wera und Claus Küchenmeister drehte er eine Reihe von Filmessays über Personen, deren Gemeinsamkeit die Verbindung zur Arbeiterbewegung und zum Antifaschismus ist: "Teddy" (1973) über die Jugend des KPD-Führers Thälmann; "Slatan Dudow" (1974) über den marxistischen Filmregisseur; "Er könnte ja heute nicht schweigen" (1975) über den Dichter Erich Weinert und "Ich erinnere mich noch" (1977) über den Antifaschisten Walter Hähnel.

Parallel dazu nahm Koepp bereits 1974 ein ambitioniertes Langzeitprojekt in Angriff: Mit seinem Kameramann Christian Lehmann verfolgte er die Entwicklung einiger junger Arbeiterinnen im Obertrikotagenbetrieb "Ernst Lück" in Wittstock – und destillierte daraus exemplarische Konflikte und Probleme im Alltag der DDR. Nach vier einzelnen Kurz-Dokumentarfilmen, von denen "Mädchen in Wittstock" auf der Berlinale 1975 mit dem Interfilm Preis ausgezeichnet wurde, schloss Koepp den Zyklus 1984 mit dem langen, zusammenfassenden Dokumentarfilm "Leben in Wittstock" zunächst ab.

1976 begannen Koepp und Lehmann in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Gotthold Gloger eine Reihe von "Landschaftsfilmen". Schon beim ersten Film dieser Reihe, "Das weite Feld" (1976), vermied es Koepp, sich durch ein im Voraus erarbeitetes Drehbuch den Zugang zu den gefilmten Personen und Landschaften zu verbauen. Darüber hinaus lehnte er jeden erklärenden Kommentar ab. Eine Qualität der Arbeiten besteht denn auch darin, dass Koepp trotz dieser extremen Zurückhaltung nicht in perspektivlose Distanz verfällt. "Autorenhaltung und Standpunkt, das muss im Material selbst stecken", so Koepp über seine künstlerische Herangehensweise.

Bei dem Dokumentarfilm "Feuerland" arbeitete Koepp erstmals mit dem Kameramann Thomas Plenert zusammen – der Beginn einer andauernden Zusammenarbeit: Plenert fotografierte danach fast alle Filme Koepps, wobei er Koepps Erzählweise mit seiner Kameraführung wirkungsvoll unterstreicht. 1988/89 entstand "Märkische Ziegel", eine Reportage über eine Ziegelei in Zehdenick, wo fast wie vor 100 Jahren körperlich schwere Arbeit geleistet wird. Weite Teile des Films fielen in der DDR der Zensur zum Opfer. Zwei Jahre später – nach der Wende – drehte Koepp am selben Ort, der nicht mehr derselbe ist, "Märkische Gesellschaft mbH", der zeigt, wie an die Stelle der harten Arbeit lähmende Arbeitslosigkeit getreten ist.

Auch in den kommenden Jahren blieb Koepp kontroversen Themen treu: Nach dem Ende des kalten Krieges konnte er "Die Wismut" (1993; Preis der deutschen Filmkritik 1994) realisieren, der einen ungeschönten Blick auf den Uran-Bergbau im Erzgebirge und den unbarmherzigen Verschleiß von Mensch und Natur wirft.

Auch Wittstock beschäftigte Koepp weiterhin: "Neues aus Wittstock" (1990-92) entstand unter erschwerten Bedingungen. Der Zugang in den Betrieb wurde dem Filmteam verwehrt und die Frauen, die dort noch arbeiteten, waren kaum zu Gesprächen vor der Kamera bereit. "Wittstock, Wittstock" (1997; Preis der deutschen Filmkritik 1998) schließlich zeigte die Frauen, die, inzwischen unfreiwillig aus ihren vertrauten sozialen Bezügen gelöst, zwar nicht in Pessimismus verfallen, aber die neue Situation mit einer gesunden Portion Skepsis und Kritik beurteilen.

Eine neue Landschaft erschloss er mit "Kalte Heimat", der vom Alltag einer aus Kasachstan nach Ostpreußen umgesiedelten russlanddeutschen Familie erzählt. Gemäß Koepps künstlerischem Standpunkt wurde auf die Übersetzung der überwiegend in russischer Sprache gegebenen Antworten verzichtet – eine radikale Entscheidung, die funktionierte, weil die Befindlichkeit der Menschen sich über die Bilder eindringlich vermittelt. "Herr Zwilling und Frau Zuckermann" (1998), ein anrührendes Porträt der letzten überlebenden Juden in Czernowitz, wurde beim Deutschen Filmpreis 1999 als "Bester Dokumentarfilm" nominiert und erhielt den Großen Preis beim renommierten Dokumentarfilmfestival Nyon 1999.

Mit "Die Gilge" (1999) und "Kurische Nehrung" (2000) kehrte Koepp noch einmal nach Ostpreußen zurück. In "Uckermark" (2000/01) erforschte er wieder den Wandel der Verhältnisse nach der Wende in einem brandenburgischen Landstrich. Mit "Dieses Jahr in Czernowitz" (2004), einer Fortsetzung von "Herr Zwilling und Frau Zuckermann", dokumentierte er seinen zweiten Besuch in der ukrainischen Stadt, bei dem er von früheren Emigranten begleitet wurde.

In seinen folgenden Filmen befasste Koepp sich weiterhin mit entlegenen, historisch bedeutsamen Landstrichen und den Nachwirkungen, den die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche für die Bewohner hatten und haben: "Pommerland" (2005) etwa zeigte die malerische polnische Region Pommern als ein Gebiet, das von den meisten jungen Menschen verlassen wird und in dem bis zu 75 Prozent Arbeitslosigkeit herrscht. "Holunderblüte" (2007) porträtierte eine Gruppe von Kindern aus der Gegend um Kaliningrad, die trotz der extrem schwierigen Bedingungen, unter denen sie groß werden, ihren Lebensmut nicht verlieren. "Holunderblüte" wurde beim Pariser Dokumentarfilmfestival "Cinéma du Réel" mit dem Hauptpreis ausgezeichnet und erhielt den Preis der deutschen Filmkritik als Bester Dokumentarfilm.

Seinen nächsten Film realisierte Koepp fürs Fernsehen: In "Memelland" (2008) bereiste er das litauische Ufer des großen östlichen Stroms Memel, eine Region, in der seit jeher Deutsche und Litauer leben und die auch "Klein Litauen" genannt wird. Im Jahr darauf gehörte er zu den Regisseuren der Mammut-Dokumentation "24 h Berlin - Ein Tag im Leben" (2009, TV).

Für seinen nächsten Kinofilm "Berlin-Stettin" (2009) begab Koepp, geboren in Stettin und aufgewachsen in Berlin, sich auf eine Reise zu den Orten seiner eigenen Vergangenheit. Beim Preis der deutschen Filmkritik wurde "Berlin-Stettin" als Bester Dokumentarfilm nominiert. Für den TV-Dokumentarfilm "20 x Brandenburg" (2010) realisierte Koepp das Segment "Im Wind" (Dauer: 15 Minuten), über das Leben bei Trampe im Nordosten Brandenburgs, einer von riesigen Windrädern geprägten Landschaft. In "Livland" (2012, TV) zeichnete er ein filmisches Porträt der historischen Landschaft im Baltikum.

Beim Leipziger Dokumentarfilmfestival wurde im Oktober 2013 Koepps nächster Kinofilm uraufgeführt: "In Sarmatien" (2013) porträtierte das riesige Gebiet zwischen Weichsel, Wolga, Ostsee und Schwarzem Meer, das in der Antike "Sarmatien" hieß; heute liegen dort die Länder Moldawien, Weißrussland, Litauen und Ukraine.

2014 wurde der inzwischen 70-jährige Volker Koepp beim Internationalen Film Festival Amiens, Frankreich, mit einem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

Im Forum der Berlinale feierte zwei Jahre später Koepps "Landstück" Premiere, der sich mit der dünn besiedelten, landschaftlich vielfältigen Region zwischen Berlin und Ostsee auseinandersetzt und im März 2016 in die deutschen Kinos kam. 2018 folgte mit "Seestück" ein Film über die Natur und die Menschen an unterschiedlichen Orten der Ostsee, der im selben Jahr bei der Duisburger Filmwoche den Publikumspreis gewann. 

2023 war Koepp ein weiteres Mal Gast im Forum der Berlinale. Dort präsentierte er mit "Gehen und Bleiben" einen Film, in dem er an biografische und literarische Orte des Autors Uwe Johnson reist, und vor allem im Nordosten Deutschlands mit Menschen spricht, die - ausgehend von den Motiven des Gehens und Bleibens und der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, die Johnsons Werk durchziehen - von Erinnerungen, vom Ausharren und Weggehen, aber auch von Johnson erzählen. Der Kinostart erfolgte im Juli 2023.

FILMOGRAFIE

2020-2023
  • Regie
  • Produzent
2020-2022
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2017/2018
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2017
  • Regie
  • Drehbuch
2015/2016
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2013
  • Regie
  • Drehbuch
2011/2012
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2009
  • Regie
  • Drehbuch
2008
  • Produktionsleitung
2007/2008
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Interviews
2006/2007
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2006/2007
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Interviews
2005
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
2004/2005
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Interviews
2003/2004
  • Regie
  • Drehbuch
2004
  • Regie
  • Drehbuch
2001/2002
  • Regie
  • Drehbuch
2000/2001
  • Regie
  • Drehbuch
1998/1999
  • Regie
  • Drehbuch
1998/1999
  • Mitwirkung
1998
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
1996/1997
  • Regie
  • Drehbuch
1997
  • Darsteller
1995/1996
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
1994/1995
  • Regie
  • Drehbuch
  • Interviews
1993/1994
  • Darsteller
1993
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
1993
  • Regie
  • Drehbuch
1993
  • Regie
  • Drehbuch
1990-1992
  • Regie
  • Drehbuch
1990/1991
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1991
  • Regie
  • Drehbuch
1991
  • Regie
  • Drehbuch
1989/1990
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
1988/1989
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1987/1988
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1986
  • Regie
  • Drehbuch
1986
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1985
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1984
  • Mitwirkung
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1982
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1982
  • Regie
  • Drehbuch
1983
  • Regie
  • Drehbuch
1981
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1980
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1979
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1978
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1978
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1977
  • Regie
  • Drehbuch
1977
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1976
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1976
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1974/1975
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1974/1975
  • Szenarium
1973
  • Regie
  • Drehbuch
1973
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1972/1973
  • Kommentar
1972
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1972
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1972
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1971/1972
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1971/1972
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1971/1972
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1971
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1971
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1970
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1971
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar