Verleihung des 17. Marburger Kamerapreises an Luca Bigazzi

Der 1958 in Mailand geborene Luca Bigazzi erhält am kommenden Samstag, dem 4. März, den mit 5.000 € dotierten Marburger Kamerapreis 2017. Er ist der erste italienische Kameramann unter den bisher 17 Preisträger/innen.

In der Begründung des Beirats heißt es zu dem einstimmigen Votum: "Unter den aktiven Kameraleuten des italienischen Films nimmt Luca Bigazzi eine herausragende Stellung ein. Seit über 30 Jahren hat er mit vielen wichtigen italienischen Regisseurinnen und Regisseuren wie Silvio Soldini, Gianni Amelio, Francesca Comencini und Paolo Sorrentino zusammengearbeitet und erheblich zur internationalen Renaissance des italienischen Kinos beigetragen. [...] Bigazzi beherrscht eine breite Palette an Bildsprachen meisterhaft [und ist längst] selbst zu einem prägenden Akteur der italienischen und europäischen Filmgeschichte geworden, dem in den kommenden Jahren eine gewichtige Rolle bei der Herausbildung und Weiterentwicklung einer digitalen Bildsprache zuzutrauen ist."

Bigazzis Weg zum Film führte ihn nicht über die Filmschule, sondern über die Werbebranche, wo er 1977 als Regieassistent für Fernsehspots zu arbeiten begann. Seinen Einstieg als Kameramann hatte er mit dem minimalistischen Filmdebüt "Paesaggio con Figure" ("Landscapes with Figures", 1983) des Regisseurs Silvio Soldini. Die Zusammenarbeit mit diesem aufstrebenden Regisseur trug weitere Früchte, vor allem in der Erfolgskomödie "Pane e Tulipani" ("Brot und Tulpen", 2000), die neun Mal mit dem bedeutendsten italienischen Filmpreis, David di Donatello, ausgezeichnet wurde.

Nach weiteren preisgekrönten Filmen mit Luca Bigazzi hinter der Kamera muss man nicht lange suchen. Über 70 Spielfilme verschiedenster Genres hat er bislang gedreht, viele von ihnen wurden seit Beginn der 1990er Jahre mehrfach für ihre herausragende Bildgestaltung ausgezeichnet. 1994 war er wesentlich an der visuellen Gestaltung von Gianni Amelios Sozialdrama "Lamerica" beteiligt, wofür ihm der Nastro d’Argento, das Silberne Band der Berufsvereinigung der italienischen Filmjournalisten verliehen wurde. Bei den 55. Filmfestspielen in Venedig erhielt Bigazzi gleich zwei Auszeichnungen für seine Arbeit mit Amelio an "Così ridevano" ("So haben wir gelacht", 1998) sowie mit Francesca Archibugi an "L´albero delle Pere" ("Shooting the Moon", 1998).

Darüber hinaus zeichnet Bigazzi verantwortlich für Werke von Mario Martone, Felice Farina, Michele Placido, Francesca Comencini sowie Paolo Sorrentino. Eine Sonderstellung in seiner Filmografie nimmt die Bildgestaltung für den kürzlich verstorbenen internationalen Starregisseur Abbas Kiarostami in "Copia conforme" ("Die Liebesfälscher", 2010) ein. Mit Sorrentino, einem der renommiertesten zeitgenössischen Filmemacher Italiens, begann 2003 eine langjährige, kinematografisch äußerst fruchtbare Zusammenarbeit, in der die Filme "Le Conseguenze dell´Amore" ("The consequences of Love", 2004), "L´amico di Famiglia" ("The Family Friend", 2006), "Il Divo" ("Il Divo – Der Göttliche", 2008) und "This must be the Place" ("Cheyenne – This must be the Place", 2010) entstanden. Gekrönt wurde diese Kooperation mit dem außerordentlichen Erfolg von "La grande Bellezza" ("Die große Schönheit", 2013), der unter anderem 2014 den Oscar und den Golden Globe gewann. Die Tragikomödie "Youth" ("Ewige Jugend", 2015) ist das jüngste Kinoprojekt des Duos und das erste digital gedrehte.

Bigazzis erfolgreichste Filme in Deutschland sind ohne Zweifel "Lamerica" von Gianni Amelio, "Pane e Tulipani" ("Brot und Tulpen") von Silvio Soldini (mit Bruno Ganz in einer der Hauptrollen) und "La grande Belleza" ("Die große Schönheit") von Paolo Sorrentino.

Die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg vergeben den von Prof. Dr. Malte Hagener und Andreas Kirchner geleiteten und organisierten Marburger Kamerapreis dieses Jahr zum 17. Mal. Luca Bigazzi nimmt den Preis am 4. März 2017 um 20.00 Uhr in der Alten Aula der Philipps-Universität Marburg entgegen. Vom 3. bis 5. März finden wie jedes Jahr die Bild-Kunst Kameragespräche rund um die Preisvergabe in den Filmkunsttheatern Marburg statt. Dort haben Kollegen, Filmkritiker und Publikum die Möglichkeit mit dem Preisträger über die vorgeführten Filme im Rahmen des Marburger Kamerapreises zu sprechen.

Quelle: www.marburger-kamerapreis.de