Die Siegerfilme des DOK.fest München 2017

Am Samstagabend wurden im Audimax der HFF München die Preise des DOK.fest München 2017 verliehen.

Den Hauptpreis VIKTOR Main Competition DOK.international, gestiftet von BR Fernsehen und Global Screen und dotiert mit 10.000 Euro, gewann die norwegisch-schwedische Koproduktion "Nowhere to Hide" von Zaradasht Ahmed.

Aus der Jurybegründung: "Der diesjährige Gewinnerfilm erzählt eine essentielle Geschichte der heutigen Zeit und ist ein großartiges Beispiel für herausragende Filmkunst. Es ist ein filmisches Werk über den wichtigsten politischen Konflikt, den wir gerade erleben – auf unmittelbare Weise erzählt. Vor allem ist es aber eine Geschichte über gewöhnliche Menschen, die unter außergewöhnlichen Umständen leben müssen."

Eine Lobende Erwähnung erhielt "El color del camaléon" (Andrés Lübbert, Belgien/Chile 2016)

Die Auszeichnung VIKTOR DOK.deutsch, gestiftet von Spiegel Geschichte und dotiert mit 5.000 Euro, erhielt "Bruder Jakob" von Eli Roland Sachs. Aus der Jurybegründung: "Der Film erzählt in unprätentiösen und sehr emotionalen Bildern von Jakobs Bedürfnis nach Spiritualität, von der Kraft und Unbarmherzigkeit von Religion und Familie. Das Ringen der beiden Brüder umeinander führt uns vor Augen, dass Dialog besser ist als Ausgrenzung, dass Verständnis immer vor einem Urteil stehen muss, dass eine Leitkultur, die für alle gilt, nicht so leicht auszumachen ist."

Mit dem VIKTOR DOK.horizonte wurde "Motherland" von Ramona S. Díaz (USA/Philippinen 2017) ausgezeichnet. Aus der Jurybegründung: "Der Film hat uns tief berührt in seiner Annäherung an ein universelles Menschenrechtsthema, mit dem jeder sich identifizieren kann, unabhängig von Gender und kulturellem Hintergrund. Ausbalanciert zwischen Thema und Dokumentarfilmtechnik, macht der Film das Publikum mit einem Mikrokosmos bekannt und gibt einen tiefen Einblick in die philippinische Gesellschaft, indem er reflektiert, wie Familie und Tradition die Lebensbedingungen von Frauen beeinflussen." Eine Lobende Erwähnung erhielt "Dead Donkeys Fear No Hyenas" (Joakim Demmer, Schweden/Deutschland/Finnland 2016).

Den FFF-Förderpreis Dokumentarfilm erhielt die deutsch-italienische Koproduktion "Salicelle Rap" in der Regie von Carmen Té. Aus der Jurybegründung: "Carmen Té zeigt einen der trostlosesten Vororte Neapels: Salicelle. Nichts funktioniert in dieser Plattenbau-Siedlung, doch einige Bewohner wollen sich mit diesem Schicksal nicht abfinden: Die Rapper Luca Blindo und Tony Phone, die mit ihrer Musik ihren Zorn verarbeiten, Frauen und Mütter, die für ihre Familien kämpfen und Don Ciro, der Dorfgeistliche, dessen Zuversicht und Einsatz, den vielen Kindern ein anderes Weltbild zu vermitteln, unerschütterlich sind. Handschrift, genaue Beobachtung, Emotion und eindrucksvolle Bilder – alle Qualitäten des 'großen Dokumentarfilms' sind in dieser Arbeit zu finden."

Die weiteren Preise:
kinokino Publikumspreis: "Miss Kiet's Children", Regie: Petra Lataster-Czisch, Peter Lataster (Niederlande 2016)
DOK.fest Preis der SOS Kinderdörfer weltweit: "Komunia", Regie: Anna Zamecka (Polen 2016)
megaherz Student Award: "Per Song", Regie: Shuchang Xie (Deutschland/China 2016)
Pitch Award des Hauses des Dokumentarfilms: "Awalat Je – Die Hebammen", Regie: Sarah Noa Bozenhardt (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf)
ARRI AMIRA Award: "Cameraperson", Regie: Kirsten Johnson (USA 2016)
Deutscher Dokumentarfilmmusikpreis: "6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage – Die Morde des NSU", Musik: Elias Gottstein (Regie: Sobo Swobodnik, Deutschland 2016)
Kompositionsförderpreis: "Die Geheimnisse des schönen Leo", Alex Maschke (Musik) / Benedikt Schwarzer (Regie)
Dokumentarfilmpreis für junge Menschen: "Tell Me, Mr. Lo", Regie: Maya Duftschmid

Das DOK.fest München ist populärer als je zuvor: Knapp 43.000 Zuschauer besuchten das Festival, das gestern zu Ende ging – ein Rekord. In den vergangenen sechs Jahren hat sich die Besucherzahl des Festivals fast vervierfacht. Das Publikum des DOK.fest München 2017 sah 157 Filme aus 45 Ländern, darunter 31 Weltpremieren und 68 Deutschlandpremieren. Mehr als die Hälfte der Filme stellten die Regisseure persönlich vor – und sie führten im Anschluss höchst intensive Filmgespräche mit dem Publikum.

"Wir haben viel Lob für unser Filmprogramm bekommen, sowohl von den Zuschauern als auch von den Filmemachern und Branchengästen", sagt Festivalleiter Daniel Sponsel. "Besonders freue ich mich über die Interdisziplinarität des Festivals: Wir waren in der Bayerischen Staatsoper zu Gast, in den Kammerspielen und dem Volkstheater, im NS-Dokumentationszentrum und im Literaturhaus. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Wahrnehmung des Dokumentarfilms in der Kunst- und Kulturszene auf ein ganz neues Level gehoben. Der Dokumentarfilm ist in der Hochkultur angekommen –  das hat das DOK.fest München bewiesen."

Die Besucher erlebten neben den Filmen und Diskussionen eine performative Installation des Künstlerduos "Empfangshalle" im Geiste von Joseph Beuys (nach der Vorstellung von Andres Veiels "Beuys"), Gespräche mit dem legendären Journalisten und Dokumentarfilmer Georg Stefan Troller, Podiumsdiskussionen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen – sowie Auftritte eines höchst charismatischen mexikanischen Mariachi-Sängers, dem titelgebenden Protagonisten von "El charro de Toluquilla".

Besonders erfolgreich war das Virtual Reality Pop Up Kino im Loftcube an der Pinakothek der Moderne. Bereits über 1.300 Gäste sahen hier 360 Grad-Dokumentationen. "Wir sind Zeuge der Geburtsstunde eines neuen Mediums", sagt Daniel Sponsel. "Und wir freuen uns, dass wir dieses Medium so vielen Besuchern vorstellen konnten." Das Virtual Reality Pop Up Kino ist noch bis Mittwoch geöffnet.

An der Branchenplattform DOK.forum nahmen 1.700 Gäste aus der Filmszene teil. Auch das unterstreicht, welchen Stellenwert das DOK.fest München in der internationalen Filmbranche mittlerweile gewonnen hat.

Quelle: www.dokfest-muenchen.de