Berlinale 2017: Forum Expanded - The Stars Down to Earth

Die Programmauswahl des 12. Forum Expanded steht kurz vor dem Abschluss. Das diesjährige Thema lautet: "The Stars Down to Earth".

Die Suche nach Möglichkeiten des künstlerischen Umgangs mit einer kaum noch greifbaren Realität ist eine wesentliche Gemeinsamkeit der ausgewählten Arbeiten. Den Blick vom Himmel abzuwenden und auf den Boden der Tatsachen zu richten, scheint nötiger denn je. Doch wie kann man einer Wirklichkeit, die immer unfassbarer erscheint, filmisch überhaupt noch habhaft werden?

Die Filme und Installationen des Programms nähern sich dieser Frage, indem sie versuchen, besonders genau hinzuschauen und hinzuhören. Jeamin Cha etwa beleuchtet in ihrer Videoinstallation "Twelve" minutiös den realpolitischen Prozess der alljährlichen geheimen Tarifverhandlungen zwischen koreanischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden. Die Berliner Künstlerin Sandra Schäfer untersucht in ihrer Videoinstallation "Constructed Futures: Haret Hreik" Stadtplanung und Wiederaufbau in Beirut und die darin eingeschriebenen politischen und religiösen Ideologien.

Eija-Liisa Ahtila erforscht in ihrem Film "Studies on the Ecology of Drama" Wege, ein Filmbild jenseits des kinematographischen Anthropozentrismus zu finden, indem sie den Blick vom Menschen weg auf dessen Umwelt lenkt.
Das australische Karrabing Film Collective, dessen Arbeit "Wutharr, Saltwater Dreams" in der Gruppenausstellung präsentiert wird, zeigt in drei Varianten ein und derselben Geschichte, wie unterschiedliche Herangehensweisen an ein Problem nicht widersprüchliche, sondern sich ergänzende Lösungen hervorbringen.

Joe Namy wiederum verzichtet fast vollständig auf bildliche Repräsentation. Seine Installation "Purple, Bodies in Translation - Part II of 'A Yellow Memory from the Yellow Age'" zeigt eine purpurne Farbfläche und untersucht auf der Tonspur die Frage, welche Details in einer Übersetzung verlorengehen und welche Ergänzungen und Widersprüche zwischen Untertitel und Bild entstehen.

Zentraler Veranstaltungsort ist wieder die Akademie der Künste am Hanseatenweg. Hier findet eine Gruppenausstellung mit filmischen Arbeiten von 14 Künstlerinnen und Künstlern statt, außerdem kommen zahlreiche Filme zur Aufführung. Unter den bereits eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern sind Haig Aivazian, James Benning, Duncan Campbell, Anja Dornieden und Juan Gonzales, Noam Enbar, Mohamed A. Gawad und Lina Attalah, Eva Heldmann, Laura Horelli, Oliver Hussain, Ken Jacobs, Mahmoud Lotfy, Bernd Lützeler, Peter Miller, Rawane Nassif, Tomonari Nishikawa, Marouan Omara und Islam Kamal, Lukasz Ronduda, Ginan Seidl, Philip Scheffner, Merle Kröger und Izadora Nistor, Fern Silva sowie Mohanad Yaqubi.

In der Kuppelhalle im silent green Kulturquartier im Wedding stellt Forum Expanded im Rahmen eines Symposiums gefundene Filmarchive und Archivprojekte vor, u.a. aus Nigeria, Indonesien und den Palästinensischen Gebieten. SAVVY Contemporary präsentiert in ihren Räumen eine Installation des israelischen Filmemachers und Künstlers Amos Gitai.

Auch der Marshall McLuhan Salon in der Botschaft von Kanada am Leipziger Platz und das Kino Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz sind wieder Festival-Spielorte.

Die vollständige Liste der Künstlerinnen und Künstler wird in der nächsten Pressemitteilung Mitte Januar bekanntgegeben.

Ausgewählt wurden die Arbeiten für Forum Expanded in diesem Jahr von Stefanie Schulte Strathaus (Leitung), Anselm Franke (Haus der Kulturen der Welt), Nanna Heidenreich (ifs internationale filmschule köln), Khaled Abdulwahed (Filmemacher und Künstler) und Ulrich Ziemons (Arsenal – Institut für Film und Videokunst), beratend mitgewirkt hat Bettina Steinbrügge (Hamburger Kunstverein).

Quelle: www.berlinale.de