16. Verleihung des Gerd Ruge Stipendiums

Zum 16. Mal vergab die Film- und Medienstiftung NRW heute das Gerd Ruge Stipendium. Das mit 100.000 Euro dotierte Stipendium ist die höchste Förderung für die Entwicklung von Kino-Dokumentarfilmen in Deutschland.

Die Verleihung fand im Kleinen Sendesaal des WDR in Köln statt. Zur Begrüßung sprachen Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, und WDR-Fernsehprogrammdirektor Jörg Schönenborn. Erstmals seit 16 Jahren konnte Gerd Ruge bei der Verleihung nicht vor Ort sein.

Am Tag zuvor hatte eine unabhängige Jury aus 27 eingereichten Anträgen insgesamt 6 Projekte, 4 Entwicklungs-Stipendien und 2 Incentive, ausgewählt. Zu den weiteren Mitgliedern der diesjährigen Jury gehörten Filmproduzentin und Drehbuchautorin Melanie Andernach, Regisseurin Doris Metz, die Leiterin der Programmgruppe Dokumentationen / Kultur und Geschichte beim WDR Christiane Hinz, Verleiher Holger Recktenwald (mindjazz pictures) und Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW.

Juryvorsitzender Gerd Ruge: "Die diesjährige Jury hat aus den starken und eigenständigen Projektideen sechs ausgewählt, die die Vielfalt der Inhalte spiegeln, die zum Gerd Ruge Stipendium 2017 eingereicht wurden. Ich bin zuversichtlich, dass sich auch die Filmemacher dieses Jahrgangs wieder kritisch mit einer sich verändernden Wirklichkeit auseinander setzen werden und wünsche den Stipendiaten alles Gute für ihre Projekte. Mein Dank gilt der Film- und Medienstiftung NRW, die dieses einzigartige Stipendium vor 16 Jahren initiiert hat und seither mit großzügiger Förderung ausstattet."

"Der Dokumentarfilm ist heute eine feste Größe in Kino und Fernsehen, auf nationalen und internationalen Festivals. Das war nicht immer so. Das Gerd Ruge Stipendium ist eine wichtige Starthilfe für den ambitionierten Dokumentarfilm in Deutschland, die herausragenden Filme zahlreicher Stipendiaten sprechen für sich", so Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW. "Auch die Bewerberinnen und Bewerber des aktuellen Jahrgangs haben wieder spannende Projektidee in großer thematischer Bandbreite eingereicht. Herzlichen Glückwunsch an die diesjährigen Stipendiaten, herzlichen Dank an alle Bewerber die Jury und insbesondere an unseren Schirmherrn Gerd Ruge!"

Die Gerd Ruge Stipendien 2017

"Johatsu" von Andreas Hartmann (Berlin) wird mit einem Stipendium in Höhe von 30.000 Euro ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm handelt vom jährlichen Verschwinden von fast 100.000 Menschen in Japan, ohne jede Spur. Einige nehmen sich das Leben, andere fangen an einem anderen Ort ein neues Leben an. Der Film erzählt die Geschichten aus Perspektive der Verschwundenen, der Helfenden, der Suchenden und Zurückgebliebenen.

Ein Stipendium in Höhe von ebenfalls 30.000 Euro geht an Markus Lenz, Absolvent der Kunsthochschule für Medien Köln, für das Projekt "Der letzte Aufmarsch": eine Langzeitbeobachtung über demobilisierte Guerilla-Kämpferinnen aus den kolumbianischen Wäldern, die über viele Widerstände in die Zivilgesellschaft zurückgeführt werden. Der Film handelt vom Übergang der Guerilleras in ein zweites Leben nach Jahrzehnten des bewaffneten Kampfes.

Die KHM-Absolventin Stephanie Englert erhält für "Nordrevier – Heimische Bucht" ein Gerd Ruge Stipendium in Höhe von 15.000 Euro. Ihr Dokumentarfilm befasst sich mit der schicksalhaften Wandlung eines ganzen Landstrichs und dessen Bewohnern in der Tagebauregion vor den Toren Kölns, Menschen, die allesamt mit Fragen der Migration, Integration und der Suche nach Identität konfrontiert sind.

Der Hamburger Autor Martin Prinoth erhält ebenfalls eine Förderung in Höhe von 15.000 Euro für "Terra del Fuoco". Der Kinodokumentarfilm beschreibt das Dilemma der Stadt Neapel, die zwischen touristischem Sehnsuchtsort und hoher Kriminalitätsrate changiert. Erzählt aus der Perspektive von fünf Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, zeigt der Film das Leben und Überleben in einer Gesellschaft, die längst den Bezug zur allgegenwärtigen Bedrohung verloren hat.

Incentive Stipendien

"Die Welt zu Füßen" der Berliner Autorin Joana Vogdt erhält ein Incentive Stipendien zur Stoffentwicklung in Höhe von 5.000 Euro. Das Projekt handelt von Ballett-Tänzerinnen und ihrem Übergang weg vom Leben im Rampenlicht. Der Film begleitet vier starke Frauen in ihren Lebensumbruchphasen.

"Becoming Black" von Ines Johnson-Spain ist ein autobiographischer Dokumentarfilm über ein schwarzes Mädchen in einer weißen DDR-Familie, das in dem Glauben aufwächst, seine Hautfarbe sei Zufall. Der Film – der ebenfalls ein Incentive Stipendium zur Stoffentwicklung in Höhe von 5.000 Euro erhält – handelt von der Suche nach Identität inmitten familiärer Verheimlichung und gesellschaftlicher Ablehnung in der DDR der 60er Jahre.

16 Jahre Gerd Ruge Stipendium

Seit 2002 wurden 81 Stipendien vergeben, von denen bisher 41 Projekte realisiert wurden. Zu den Dokumentarfilmen, die mit Hilfe des Gerd Ruge Stipendiums entstanden sind, gehören u.a. "Vom Ordnen der Dinge" von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier, die mit einem Grimme Preis ausgezeichnet wurde, "Traumfabrik Kabul" von Nils Bökamp und Sebastian Heidinger und "Unter Kontrolle" von Volker Sattel, die beide auf der Berlinale 2011 liefen, sowie die aktuellen Projekte "Fighter" von Susanne Binninger und "Als Paul über das Meer kam" (vormals: "Europas Grenzen") von Jakob Preuss.

Mit ihrem Stipendium will die Film- und Medienstiftung NRW talentierten Filmemacherinnen und Filmemachern die Möglichkeit geben, ihre Ideen zu verwirklichen und dazu beitragen, dass anspruchsvolle Kino-Dokumentarfilme entstehen können. Nach der Zusage haben die Stipendiaten 18 Monate Zeit, ein qualitativ hochwertiges Dokumentarfilmprojekt für das Kino zu entwickeln.

Quelle: www.filmstiftung.de