Viktor und Viktoria

Deutschland 1933 Spielfilm

Filme der NS-Zeit sind im Kontext der staatlich beeinflussten Produktion und Rezeption zu sehen. Mehr erfahren »

Inhalt

Viktor Hempel, ein Kleindarsteller, der sich zu höheren Rollen (z.B. dem Hamlet) berufen glaubt, entpuppt sich bei der Abfuhr in einer Theateragentur als Komiker. Beim Rausschmiss trifft er auf die gleichfalls abgelehnte Sängerin Susanne Lohr. Viktor tritt im Kabarett als Damen-Imitator "Monsieur Viktoria" auf. Als er erkrankt, springt Susanne für ihn ein, natürlich mit Erfolg. Ihre Tournee führt sie nach London. Dort verdreht Susanne im Frack allen Frauen den Kopf, bis Robert, als "Londons berühmtester Frauenkenner" apostrophiert, ihrem Spiel auf die Schliche kommt. Während der echte Viktor einem Nummerngirl der Revue nachstellt, enttarnt Robert den falschen Viktor durch Mannbarkeitsproben. Schließlich muss Viktor Hempel am Schluss selbst als "Viktoria" in der Revue einspringen, um so Susanne freizugeben.

Weitere Verfilmungen des Stoffes:
"Viktor und Viktoria", DE 1957, Karl Anton;
"Victor/Victoria", US/GB 1982, Blake Edwards.

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Falk Schwarz
"Mister" Viktoria
Darf man, soll man lachen? Schauspieler Viktor Hempel (Hermann Thimig) spricht in einer Theateragentur vor. Er ist aufgeregt. Hundert Prozent Pathos. "Oh, die ihr hier versammelt steht" zitiert er Don Carlos, "Blutiger, kupplerischer Bube, fühlloser, falscher geiler Bube" zitiert er Hamlet. Dann nimmt er einen Stuhl, weil er etwas anfassen muss und grad nichts anderes zur Hand ist, hebt ihn hoch und knallt ihn auf den Boden - und auf seinen Fuß. Verzieht das Gesicht vor Schmerz. Hempel meint es ernst, weil er dringend ein Engagement braucht, und erntet Lacher. Nicht aus Schadenfreude, sondern weil er - sich hineinsteigernd - grotesk übertreibt. Also ein Komiker? Talent und Wirkung sind im Clinch. Susanne (Renate Müller) will nichts Hochdramatisches. Sie möchte mit Gesang und Tanz sich die Welt zu Füßen legen, es "denen da oben" zeigen. So schlüpft sie in Männerkleider und legt ein gekonntes androgynes Spiel auf die Bühne, dass Mann wie Frau von diesem Rollentausch, diesem Uneindeutigen, hingerissen sind. Auf der Bühne ein Mann in Frauenkleidern, im Leben eine Frau in Männerkleidern. Hermann Thimig tänzelt um sie herum, freut sich ihres Erfolges und beide singen beim Ankleiden - jeder vor seinem Spiegel: "Für jeden kommt die Stunde, wo ihm die Sonne lacht und wo Fortuna endlich mal winke, winke macht. An einem Tag im Frühling klopft das Glück an deine Tür und den schönsten Traum erfüllt es dir" - Text natürlich von Bruno Balz (der im Vorspann des Films nicht erwähnt wird). Überhaupt: die Musik. Franz Doelle findet den Sound der zwanziger Jahre, das Orchester jazzt, es herrscht Rhythmus, heitere Leichtigkeit, die Paare tanzen in Frack und Abendkleid, man ist in der großen Welt unter sich. Das Alles hingetupft mit Verve, Tempo und Eleganz, von einem Regisseur, auf den die heitere Komödienwelt Stolz sein konnte und den die Nazis dennoch in die Flucht schlugen: Reinhold Schünzel. Er beherrscht die filmische Umsetzung: als "Mister" Viktoria im Restaurant sitzt, schauen die Frauen entzückt und ihre Männer eifersüchteln - wenige Blicke genügen. Es bedarf keiner Worte. Ausserdem: wie die Gesangsnummern eingebaut sind, das hat dramaturgische Raffinesse. Eine elegante musikalische Gesellschaftskomödie. Ohne jeden Bezug zur Wirklichkeit. Triumph für Renate Müller und zu Recht ein Riesenerfolg.

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • September 1933 - November 1933
Länge:
2703 m, 99 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.09.1981, 52655, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 23.12.1933, Berlin, Gloria-Palast

Titel

  • Originaltitel (DE) Viktor und Viktoria
  • Weiterer Titel (US) Victor and Victoria

Fassungen

Digitalisierte Fassung

Länge:
99 min
Format:
DCP 2k, 1:1,19
Bild/Ton:
1.0

Original

Länge:
2703 m, 99 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.09.1981, 52655, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 23.12.1933, Berlin, Gloria-Palast

Prüffassung

Länge:
11 Akte, 2771 m, 101 min
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 22.12.1933, B.35341, Jugendverbot