Der schweigende Stern

Polen DDR 1959/1960 Spielfilm

Inhalt

Deutsch-polnische Science Fiction nach einem Buch von Stanislaw Lem: 1970, in der Zukunft, wird bei Ausgrabungen in der Wüste Gobi eine Spule entdeckt, die von einem 1908 in der Tunguska niedergegangenen Raumschiff stammt und eine Botschaft von der Venus enthält. Sofort versuchen Wissenschaftler von der Erde, Kontakt zur Venus aufzunehmen, erhalten aber keine Antwort. Ein sowjetisches Raumschiff mit internationaler Besatzung wird losgeschickt, um das Geheimnis des schweigenden Sterns zu lösen. Die Raumfahrer finden heraus, dass die Venusbewohner einst einen Angriff auf die Erde planten, sich dann aber mit ihren Atomwaffen selbst vernichtet haben. Drei der Raumfahrer schaffen es nicht zum Raumschiff zurück, die anderen kehren heim zur Erde.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
1970 geht eine Sensationsmeldung um die Welt: In der Wüste Gobi hat man einen seltsamen Felsblock gefunden, bei dem es sich offenbar um erdfremdes Material handelt. Die im Inneren des Fundes entdeckte kosmische Spule hat ein Team um den chinesischen Sprachwissenschaftler Tschen Yü zumindest teilweise entschlüsseln können: Es handelt sich um eine physikalisch-chemische Beschreibung der Erdoberfläche. Die Forscher bringen die Spule mit einer Explosion im Jahre 1908 in Sibirien in Verbindung: Bei dem bisher vermuteten riesigen Meteoriten, der damals über Zentralasien abgestürzt ist, handelt es sich in Wirklichkeit um ein abgestürztes und dabei verglühtes Weltraumschiff, das auf einem fremden Planeten unseres Sonnensystems gestartet sein muss. Dafür kommt nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nur ein Planet in Frage, die Venus.

Vergeblich senden Funk- und Radarstationen aus allen Erdteilen Signale an die Venus. Aber der ferne Stern schweigt. Droht der Menschheit aus dem Weltall weiterhin Gefahr? Schließlich hat die linguistische Entschlüsselung der Daten der kosmischen Spirale ergeben, dass die Besatzung des besagten Weltraumschiffes nicht in friedlicher Absicht zur Erde geflogen ist. Die Magnetspule ist freilich so stark beschädigt, dass die Botschaft an die Erdenbewohner, wenn es sich denn um eine solche handelt, nicht dechiffriert werden kann. Weshalb eine Expedition zusammengestellt wird unter der Leitung des sowjetischen Astronauten Professor Arsenjew, dem Chef der ersten Mondmission. „Wir sind nicht nur in der Politik Internationalisten“: Er stellt ein Team aus acht Experten unterschiedlicher Nationalität zusammen, die mit dem sowjetischen „Kosmokrater I“ zum Flug ins Universum aufbrechen – freiwillig. Der Linguist Tschen Yü ist dabei, der polnische Ingenieur Saltyk als seine rechte Hand, der indische Mathematiker Prof. Sikarna, der Deutsche Raimund Brinkmann als Pilot, der Afrikaner Talua als Funk- und Fernsehtechniker, der amerikanische Atomphysiker Prof. Hawling sowie, als einzige Frau, die japanische Ärztin Dr. Sumiko Ogimura.

Bis Hawling als letzter dazustoßen kann, sind in den USA noch einige ideologisch-politische Hürden zu überwinden: die Amerikaner sind noch nicht so weit wie die Sowjets, verfügen bisher weder über eine Trägerrakete noch über ein Äquivalent zur Raumsonde „Kosmokrater I“. Weshalb der Altherrenclub in den Staaten dem weltweit führenden Atomphysiker untersagen will, an der von den Sowjets geführten Venus-Mission teilzunehmen. Doch Hawling, der an der Entwicklung der von den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg erstmals eingesetzten Atombombe beteiligt gewesen ist, setzt sich durch – und trifft mit der Japanerin auf eine Frau, deren Mutter in Hiroshima gestorben ist und die sich selbst jeden Kinderwunsch verbietet, weil die katastrophalen Auswirkungen der Bombe auch in den nächsten Generationen spürbar sind.

Zusammen mit „Omega“, einem von Saltyk entwickelten sprechenden Roboter mit Computer-Hirn, starten die acht weltweit besten Astronauten und Astrophysiker ins All. Vorbei an der internationalen, selbstredend von den Sowjets geführten Mondstation „Luna 3“, wo Sumiko Ogimuras Gatte starb und Raimund Brinkmann die Witwe kennen- und offenbar auch lieben lernte, wird „Kosmokrater I“ von einem Meteoritenschwarm durchgerüttelt, sodass es Arbeit für die Ärztin an Bord und den Ingenieur Saltyk draußen im Orbit gibt. Und noch zwei Nachrichten führen dazu, dass Kommandant Arsenjew das Team zur Besprechung und kollektiven Beschlussfassung zusammenruft: Zum einen ist der Funkkontakt zur Mondstation und damit auch zur Erde abgebrochen, zum anderen hat der Chinese die Spule soweit entschlüsseln können, dass nun feststeht: die Venusbewohner wollten damals die Erde angreifen. Alle stimmen dafür, die Mission fortzusetzen.

Brinkmann wird zusammen mit „Omega“ in einer kleinen Raumsonde vorausgeschickt, um einen günstigen Landeplatz zu erkunden. Was er vorfindet, lässt ihn erschauern: einen völlig kahlen Wald, zerstörte Natur ohne ein Lebenszeichen. Später entdeckt er in einer Senke kleine springende Käfer und in der Ferne eine große weiße Kugel: Handelt es sich um Lebewesen? Aber der Funkkontakt zum Mutterschiff ist unterbrochen und eine Explosion hat seine Sonde zerstört...

Der erste Science-Fiction-Film der Defa war bereits für das Jahr 1958 geplant als Koproduktion mit Frankreich und mit der schwedischen Schauspielerin Ulla Jacobsson in einer der Hauptrollen. Lagen beim Wettrennen der Systeme zum Mond doch zunächst die Sowjets vorn, auch wenn sowohl bei den ersten Lunik-Missionen der UdSSR als auch den Pioneer-Starts der USA die Trägerraketen gleich reihenweise explodierten. Erst im Januar 1959 gelang mit „Lunik 1“ ein Teilerfolg und im September 1959 gelang mit „Lunik 2“ die erste harte Landung auf dem Mond. Auch die erste weiche Mondlandung geht auf das Image-Konto der Sowjets, im Januar 1966 mit „Luna 9“. Danach aber hatten die USA die Nase vorn: im Dezember 1968 gelang „Apollo 8“ die erste bemannte Mondumkreisung und im Juli 1969 mit „Apollo 11“ die erste bemannte Mondlandung.

1958 war die sozialistische Welt im All also noch in Ordnung und das sollte, zumal im „Kalten Krieg“ der politischen und wirtschaftlichen Systeme, auch im Film seinen Niederschlag finden. So gab es - nach der 2. Filmkonferenz Anfang Juli 1958 in Berlin - erhebliche ideologisch-politische Vorbehalte gegen das zu unverbindliche Drehbuch, das den klaren parteilichen Standpunkt und die führende Rolle der Sowjetunion vermissen lasse. Alexander Abusch, Staatssekretär und 1. Stellvertreter des Kulturministers, ließ es an Eindeutigkeit nicht fehlen: Defa-Filme müssten „positive Gestalten unserer Arbeiterklasse“ einprägsam und packend auf Zelluloid bannen „gegen die zum Untergang verurteilten Mächte der alten kapitalistischen Gesellschaft.“ Am neuen Drehbuch wirkten dann ein Jahr später neben dem von Anfang an vorgesehenen Regisseur Kurt Maetzig nicht weniger als fünf Autoren mit, darunter die beiden prominenten Filmemacher Wolfgang Kohlhaase und Günter Reisch.

Neben einem neuen Drehbuch für die nun deutsch-polnische Koproduktion, welches der führenden Rolle der Sowjetunion Rechnung trug durch die Einführung des Astronauten Professor Arsenjew als Leiter der Expedition ins All und dem polnischen Chefingenieur Saltyk als seiner rechten Hand, nimmt „Der schweigende Stern“ mehrfach Stellung gegen den Missbrauch der Atomkraft. Wobei dem amerikanischen Atomphysiker Professor Hawling eine besondere Rolle zugedacht worden ist in dem Film, der ein Jahr vor dem Bau der Mauer ein großer Publikumserfolg wurde. Was auch an der internationalen Besetzung bis hinein in kleine Nebenrollen liegt, so spielt Eva-Maria Hagen eine Reporterin und Ruth-Maria Kubitschek die Gattin des Deutschen Brinkmann.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie

Assistenz-Regie

Schnitt

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
2580 m, 95 min
Format:
35mm, 1:2,35 (Totalvision)
Bild/Ton:
Orwocolor
Aufführung:

Uraufführung (DD): 26.02.1960, Berlin, Colosseum;
Kinostart (DE): 09.09.1960

Titel

  • Originaltitel (DD) Der schweigende Stern
  • Originaltitel (PL) Milczaca gwiazda
  • Verleihtitel (DE) Raumschiff Venus antwortet nicht
  • Arbeitstitel (DD) Der Planet des Todes

Fassungen

Original

Länge:
2580 m, 95 min
Format:
35mm, 1:2,35 (Totalvision)
Bild/Ton:
Orwocolor
Aufführung:

Uraufführung (DD): 26.02.1960, Berlin, Colosseum;
Kinostart (DE): 09.09.1960