Die gefrorenen Blitze

DDR 1966/1967 Spielfilm

Inhalt

Teil 1. – Target Peenemünde
Teil 2. – Password Paperclip

Im November 1939 erhält das britische Konsulat in Norwegen Unterlagen, nach denen die Nazis in Peenemünde geheime Raketenforschungen durchführen. Da die Briten jedoch an der Authentizität des so genannten "Oslo-Reports" zweifeln, können die Deutschen ihre Experimente ungehindert fortsetzen. Zur gleichen Zeit versuchen Widerstandsgruppen aus Frankreich, England, Polen und Deutschland, die Geheimstation der Nazis ausfindig zu machen und zu sabotieren. Erst als die erste Rakete vom Typ "V 2" erfolgreich gestartet wird, beginnen auch die Alliierten Befehlshaber, sich für den "Oslo-Report" zu interessieren. Unterdessen wächst auch in Peenemünde selbst der Widerstand gegen das Projekt. Während durch einen gezielten Bombenangriff der Alliierten weite Teile der Forschungseinrichtung zerstört werden, kann die Produktion der "V 2" Raketen ungehindert weitergehen. Doch die mit dem Zusammensetzen der Raketen betrauten Zwangsarbeiter beginnen mit einer systematischen Sabotage-Aktion – und sorgen so für den Absturz der Geschosse.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
„Wenn unser Baby fliegt“, ist sich der nur „Raketenbaron“ genannte promovierte Wissenschaftler aus altem preußischen Adel, Wernher von Braun, sicher, „dann wird es auf unserer Welt keinen Gegner mehr geben.“ In Peenemünde auf Usedom wird mit Hochdruck an einer nur „V“ genannten „Vergeltungswaffe“ gegen die zunehmend überlegenen Alliierten gearbeitet, mit dabei nun auch Dr. Grunwald, dessen Doktorarbeit über Triebwerke das Interesse des „Barons“ fand. Ob freiwillig oder dienstverpflichtet: der junge Wissenschaftler ist kein überzeugter Nazi, fügt sich aber ins Unvermeidliche. Währenddessen nehmen die Briten den Bericht eines Sonderbeauftragten aus Washington über die deutsche Raketen-Entwicklung nicht ernst genug, um selbst aktiv zu werden. Dabei hat selbst das britische Konsulat in Norwegen Geheimunterlagen des Peenemünder Wissenschaftlers Dr. Kummerer nach London geschickt, doch auch die Authentizität des so genannten „Oslo-Reports“ wird von führenden Militärs angezweifelt.

Kriegswinter 1942. Nach der verheerenden Niederlage von Stalingrad wendet sich das Kriegsglück endgültig gegen Deutschland. Der „Baron“ lädt zum großen Weihnachtsempfang und verschafft Grunwald mit Ingrid ein polnisches Dienstmädchen aus einem Arbeitslager samt Aufpasser, Obergefreiter Dräger. Währenddessen überzeugt Colonel Briggs, ein Physikprofessor, die militärische Führung der Alliierten, den „Oslo-Report“ als Grundlage für eigene militärische Operationen gegen die weitere „V“-Entwicklung in Norddeutschland zu nutzen.

1943. Joseph Goebbels ruft den „Totalen Krieg“ aus (in das Totalvision-Format des in Schwarz-Weiß gedrehten Zweiteilers werden historische Originalaufnahmen im klassischen 4:3-Format geschnitten und so kenntlich gemacht). Reichsführer SS Heinrich Himmler und der Chef der paramilitärischen Bautruppe Organisation Todt, Albert Speer, kommen nach Peenemünde. Es gilt in diesen schweren Zeiten, sich auf eine Entwicklung zu konzentrieren: Entweder auf das unbemannte Flügelgeschoss der Luftwaffe oder die erhoffte Wunderwaffe. Letztere gewinnt die konkurrierende Testreihe und Adolf Hitler überbringt die Entscheidung persönlich: „Diese Rakete wird den Krieg entscheiden.“

Mit Hilfe von Marianne, Gattin eines überzeugten Nazis, gelangt der junge Polen Jerzy Borawski in die streng bewachte Heeresversuchsanstalt. „Die Gedanken ordnen, Klarheit im Kopf schaffen“: Ingrid, die längst zu seiner Geliebten geworden ist und zusammen mit Dräger Jerzy dabei behilflich ist, geheimes Material hinauszuschmuggeln, rät Grunwald, um seine Versetzung nachzusuchen. Wernher von Brauns im Vatikan tätiger Bruder (Willi Schrade) ist von Colonel Briggs kontaktiert worden mit weitreichenden Zusicherungen für die Zeit nach Kriegsende. Dann werden weite Teile Peenemündes in Schutt und Asche gebombt…

Nun geht es bei den West-Alliierten nur noch um eine Frage: Können die Russen schneller an der Rakete sein als die Amerikaner? Letztere verhandeln mit von Brauns Bruder im Vatikan bereits über die Übernahme der ganzen Entwicklungsmannschaft, aber die Produktion der „V 2“-Raketen geht an zahlreichen Orten des „Reichs“, im Film in einem unterirdischen Stollen im Harz, ungehindert weiter. Allerdings sorgen das „Verschleißmaterial aus Buchenwald“, die ausgemergelten Zwangsarbeiter aus dem Konzentrationslager, und die Fremdarbeiter im KZ-Außenlager Dora/Nordhausen für Sabotageakte: Die nunmehr von mobilen Abschussrampen aus gegen „Engelland“ gerichteten „Vergeltungswaffen“ stürzen der Reihe nach ab.

Auch Grunwald ist zusammen mit polnischen Widerständlern an Sabotageaktionen beteiligt. Obergruppenführer Altenburger ist damit beauftragt, diesen Sumpf trockenzulegen. Aber selbst unter Folter gibt der Kommunist Dr. Hans Heinrich Kummerer die Namen seiner Genossen nicht preis. Nachdem sich dennoch erste Erfolge der „V 2“ einstellen, die in England „Gefrorene Blitze“ genannt werden, und der „Baron“ das Ritterkreuz erhält, starten die Alliierten unter dem Kennwort „Büroklammer“ eine Evakuierungsaktion: Werner von Braun, Grunwald und das ganze Team sollen sich zu den Amerikanern absetzen. Mit originalen Bildern des ersten Abwurfs einer Atombombe auf Hiroshima endet nach 166 Minuten der am 13. April 1967 im Kosmos Berlin uraufgeführte Zweiteiler, der am 23. November 1969 im Deutscher Fernsehfunk genannten Fernsehen der DDR erstausgestrahlt worden ist.

„Wahre Begebenheiten frei nachgestellt“ bekundet der Erzähler (Gerry Wolff) zu Beginn aus dem Off. Leichte Kost und politisch genehme Ware war gefragt nach den harten Zensurschnitten in der Folge des 11. Plenums des SED-Zentralkomitees vom Dezember 1965. János Veiczi hat mit dem aufwändigsten Defa-Projekt des Jahres 1967 zwar einen ideologischen Film gedreht, aber keine platte Schwarz-Weiß-Malerei betrieben. Im Mittelpunkt steht mit Dr. Grunwald ein deutscher Wissenschaftler und seine moralische Konfliktsituation. „Die gefrorenen Blitze“ ist historisch grundiert, aber mehr als eine – wie man heute sagen würde – Dokufiction-Reportage. Der mit Mitteln des Kriminal- und Abenteuerfilms Spannung erzeugende Film zeigt Gute, Böse und Menschen, die sich einer solchen Kategorisierung entziehen. Französische, englische und polnische Dialoge werden übrigens ohne Untertitel in der Originalsprache geführt. Das im Film nicht mehr thematisierte reale Ende der „V 2“-Geschichte mündet in die von Allen W. Dulles, dem Chef des US-Auslandsgeheimdienstes Office of Strategic Services (OSS), geleitete Übernahme der Forschungsgruppe Wernher von Brauns durch die Amerikaner.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dramaturgie

Titel

Musik

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
4518 m, 166 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 13.04.1967, Berlin, Kosmos

Titel

  • Originaltitel (DD) Die gefrorenen Blitze
  • Abschnittstitel (DD) Teil I: Target Peenemünde
  • Abschnittstitel (DD) Teil II: Password Paperclip

Fassungen

Original

Länge:
4518 m, 166 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 13.04.1967, Berlin, Kosmos

Auszeichnungen

1968
  • Heinrich-Greif-Preis III. Klasse
1967
  • Prädikat: Wertvoll