1949

7. März
Uraufführung des Films "Liebe 47", Regie: Wolfgang Liebeneiner. Nach dem Theaterstück "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert. "Krise des Zeitfilms. Dieser hier, einer der stärksten, sicher der eigenwilligste von allen, überwindet sie nicht, sondern macht sie erschreckend deutlich." (Gunter Groll).

17. März
Der Schauspieler Felix Bressart stirbt 57jährig in Hollywood. Im deutschen Tonfilm bis 1933 hat er Soldaten und Kleinbürger gespielt. 1937 kam er als Emigrant nach Amerika. Niemals zu vergessen: sein Kommissar Buljanoff in Lubitschs "Ninotchka".

März - April
Vor dem Hamburger Landgericht wird gegen den Regisseur Veit Harlan Anklage erhoben wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Gegenstand des Strafantrags ist der Film "Jud Süß". Als entlastende Zeugen fungieren u.a. Gustaf Gründgens, Wolfgang Liebeneiner und Paul Henckels. Harlan wird – auch im anschließenden Berufungsverfahren – freigesprochen. 

17. Mai
In Budapest stirbt der Autor und Filmtheoretiker Béla Balázs, 64: Lyriker, Dramatiker, Romancier, Filmkritiker. In drei Büchern hat er theoretische Grundlagen des Kinos formuliert: "Der sichtbare Mensch oder Die Kultur des Films" (Wien, Leipzig 1924), "Der Geist des Films" (Halle 1930) und "Der Film. Werden und Wesen einer neuen Kunst" (Wien 1949).

24. Mai
Um Null Uhr tritt das "Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland" in Kraft. Am 14. August finden die Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag statt. Konrad Adenauer (CDU) wird am 15. September zum Bundeskanzler gewählt.

18. Juli
In Wiesbaden nimmt die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ihre Arbeit auf. Sie prüft alle Filme, die in der Bundesrepublik öffentlich vorgeführt werden sollen.

7. September
Die amerikanische und die britische Militärregierung erlassen das Gesetz Nr. 24, das "Lex Ufi", in dem eine unverzügliche Auflösung der Ufa-Film GmbH und die Reprivatisierung des Reichsfilmvermögens angeordnet werden.

16. September
In Ost-Berlin wird der DEFA-Film "Rotation" von Wolfgang Staudte uraufgeführt, ein Familiendrama zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus. Seine Botschaft: Man muß die Menschen lehren, sich zu lieben.

7. Oktober
Mit der Verabschiedung einer Verfassung wird in der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik gegründet.

21. Oktober
Uraufführung des Films "Nachtwache" von Harald Braun. Es geht um Liebe und Freundschaft, Tod und Glauben, einen Pfarrer, einen Priester, eine Ärztin und ein Kind. Einer der erfolgreichsten westdeutschen Nachkriegsfilme: 10 Millionen Besucher.

14. Dezember
In Wiesbaden wird die "Spitzenorganisation der Filmwirtschaft" (SPIO) gegründet. Als Zusammenschluß verschiedener Sparten ist sie die zentrale Interessenvertretung des westdeutschen Films. Auch Trägerin der "Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft".

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.